Nachdem ich schon über die erste Idee für eine Geschichte, über die Recherche der Handlungsorte und über Namensfindungen erzählt habe, will ich heute ein wenig über die „Gestaltung“ der Romanfiguren plaudern.
Damit die Protagonisten Gestalt annehmen, einen Charakter entwickeln, sollte darauf geachtet werden, dass sie nicht nur gut oder nur böse sind. Das gibt es auch im wahren Leben nicht, wirkt daher unglaubwürdig und ist für die Leser/innen schnell langweilig. Ein „Held“ mit Schwächen ist menschlich, mit ihm kann man sich identifizieren und mitfiebern.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Anzahl der Figuren. Sie muss in einem überschaubaren Rahmen bleiben, die Namen müssen sich deutlich unterscheiden, sonst drohen Verwechslungen und der Handlungsablauf wird unübersichtlich. Das gilt auch für zu viele Handlungsstränge. Mit einem Diagramm, bei dem alle Figuren namentlich benannt und verwoben sind, erhält man einen perfekten Überblick.
Nicht weniger wichtig ist es, dass einem die Protagonisten vertraut sind, wie liebe Freunde. Und zwar so sehr, dass man sich freut, sie zu „treffen“. Mir gelingt das so gut, dass ich immer neben der Freude über eine abgeschlossene Arbeit, auch Abschiedsschmerz verspüre.
Vertrautheit erreicht man, indem man sich ein genaues Bild von ihnen, ihrem Leben und ihrem Umfeld macht, sprich, sie genau studiert. Sinnvoll ist es, für jede Figur einen Lebenslauf zu erstellen und Interviews mit ihnen zu führen. Auch wenn es eventuell im Roman keine Rolle spielt, sollte man die genaue familiäre Situation (Einzelkind, Eltern, Geschwister usw.) kennen, Geburtsdatum, Schulbildung, Vorlieben und Abneigungen, Stärken und Schwächen, Aussehen (Haarfarbe, Frisur, Größe, Augenfarbe, Körperbau usw.) festlegen.
Eine gute Methode ist für mich auch, in Katalogen oder Zeitschriften zu blättern und sich dort nach passenden Bildern umzusehen. Mit einem „Anblick“ werden mir die Figuren schnell(er) vertraut. Zudem hilft es mir enorm, wenn ich für jede Figur eine Karteikarte (in Papierform oder digital) anlege, auf der die entsprechenden Daten vermerkt sind. Damit behalte ich den Überblick und man kann sich immer rückversichern und so vermeiden, dass der Protagonist z. B. plötzlich im Kapitel 10 im Hochsommer Geburtstag hat, obwohl er doch eigentlich laut Kapitel 2 Wassermann ist.
Diese Vorarbeit mag lästig und überflüssig erscheinen, ist jedoch unentbehrlich. Gerade bei meinem neuen Projekt, das zu Beginn Australien und Deutschland als Handlungsorte hat, muss man viele Dinge beachten (Uhrzeiten, Jahreszeiten etc.). Da lohnt sich eine gründliche Vorarbeit auf jeden Fall.
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chrilie