Mittlerweile steht der Zähler bei 200 Buchseiten. Wow. Vor nicht allzu langer Zeit habe ich nicht gewagt, davon zu träumen. Doch vor zwei Wochen, nach einem Wochenende mit viel freier Zeit und unerwarteter Ruhe, war es so weit. Diese seltenen Bedingungen haben dafür gesorgt, dass sich einige Nebel, die über dem Fortgang mancher Erzählstränge lagen, lichteten.
Im Handlungsablauf hat sich jede Menge ereignet. Fast hatte ich das Gefühl, die Geschichte verselbstständigt sich und meine Figuren wollen mir zeigen, wo’s lang geht. Mein Protagonist ist nach langem Zögern – mal wieder – dazu übergegangen, seinen Verstand auszuschalten und ausschließlich auf sein Bauchgefühl zu hören (Einige kennen das schon aus dem Roman „Schmaler Grat“). Und prompt kam es, wie es kommen musste: Durch sein unüberlegtes Handeln, wirbelt er alles gehörig durcheinander, stellt Freundschaften vor eine Zerreißprobe, bringt Ermittlungen und andere Personen in Gefahr … ohne dass sich der gewünschte Erfolg einstellt, wie es scheint.
Auch mein Antagonist verhält sich nicht so, wie sich der Böse einer Geschichte verhalten sollte. Auch er kommt mit, für seine Person, überraschendem Verhalten daher.
Erstaunt habe ich auf diese Entwicklungen geschaut und mich dann zufrieden zurück gelehnt. Es hat sich bewahrheitet, dass es nicht nur schwarz oder weiß gibt, sondern viele verschiedene Grautöne. Sie machen letztendlich einen Roman aus, sind wie das Salz in der Suppe. Diese Grautöne gestalten die Geschichte vielfältig, spannend und auch unvorhersehbar. Sie geben den Figuren Ecken und Kanten, machen sie menschlich. Bringen uns, die Leser, dazu, mit ihnen zu bangen, zu hoffen, Mitgefühl zu haben. Sie sorgen dafür, dass wir nach dem Schlusspunkt ein gutes Gefühl haben.
Inzwischen habe ich mich mit den Entwicklungen arrangiert. Meine Produktivität lässt allerdings zu wünschen übrig. Das liegt zum großen Teil an den äußeren Umständen. Das Jahr neigt sich dem Ende zu und wie immer erzeugt die Vorweihnachtszeit eine gewisse Atemlosigkeit. Trotz guter Vorsätze, gelingt es mir auch in diesem Jahr nicht, dem zu entkommen. Schade.
chrilie