Fortsetzung Lesefrüchtchen vom 15.02.2015
Auf und davon – Teil 2
Am nächsten Tag war alles wie immer. Pünktlich auf die Minute fuhr Hannes Diesel mit dem Schulbus an der Haltestelle vor und ließ die laut durcheinander schreiende Schülerschar einsteigen. Mit stoischer Ruhe ertrug er, dass im hinteren Teil eine wilde Keilerei angezettelt wurde und ihm nach einer Weile Papierflieger um den Kopf segelten.
Italien … Afrika …
Endlich war es geschafft; die Schule kam in Sicht. Bald würde Ruhe einkehren. Als der letzte Schüler verschwunden war, stieg er aus, öffnete die große Klappe an der Seite und überprüfte, ob sein Akkordeon richtig festgezurrt war. Zufrieden setzte er sich wieder hinters große Lenkrad und schob die Kassette mit seiner Lieblingsmusik ein; das Akkordeon schluchzte den Blues. Entschlossen trat er das Gaspedal durch und fuhr davon.
Italien … Afrika …
Als er zwei Stunden später mit seinem Bus den Irschenberg hinauf schnaufte, bat die nette Dame vom Verkehrsfunk um Aufmerksamkeit.
»Seit den frühen Morgenstunden wird in Heuersbach der Schulbus samt Fahrer vermisst«, vermeldete sie.
Er wurde vermisst, registrierte Hannes.
»… sachdienliche Hinweise bitte an die Polizei in Heuersbach.«
Endlich war der Berg überwunden und der Bus gewann an Fahrt. Hannes holte aus ihm heraus, was ging. Wenn er erst mal die Grenze hinter sich hatte, dann war’s geschafft und nichts und niemand konnte ihn mehr aufhalten. Doch was war das? Ein Polizeifahrzeug schob sich vor ihn, lotste ihn auf den nächsten Parkplatz. Aus der Traum, dachte er enttäuscht und brachte den Bus zum Stehen.
»Die Fahrzeugpapiere, bitte.«
Hannes griff in das Fach vor sich, streckte die Papiere durchs Seitenfenster und wartete resigniert auf die Anweisungen des Beamten.
»Danke und gute Fahrt.« Der Polizist tippte an seine Mütze und ging zurück zu seinem Fahrzeug.
Ungläubig starrte Hannes aus dem Seitenfenster. Dann begriff er, startete aufgeregt den Motor, legte den Gang ein und gab dem Bus die Sporen.
Italien … Afrika …
Chrilie ©