… Der seit Tagen wehende Westwind schob riesige, watteweiche Wolkengebilde vom Festland her über die Bay. Viele Boote, die prallen Segel steil aufgerichtet, durchschnitten mit spitzem Bug geräuschlos seichte Wellen. Beide, Wolken und Boote, schienen sich ein Wettrennen zu liefern. Aus dem nahen Schilfgürtel erhob sich majestätisch ein Fischreiher, stieg mit wenigen kraftvollen Flügelschlägen empor und schwebte lautlos über sein Revier. Ein erhabener Anblick. Genau wie der des jungen Seeadlers, der sich auf dem graubraunen Geäst eines abgestorbenen Baumes niedergelassen hatte, um nach lohnender Beute Ausschau zu halten. Die endlos erscheinende Wasserfläche schimmerte in der gleißenden Sonne wie prächtiges Perlmutt. Der Betrachter konnte den Eindruck gewinnen, die Bay habe sich für das kommende Ereignis ein Festtagsgewand angelegt.
Noch lag angespannte Ruhe über Heather’s Point. Nichts störte den Frieden des Augenblicks. (…)
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… Olivia Brahms’ Leben nahm eine ungeahnte Wendung, als Cornelius Fichte sie ausdrücklich bat, sich um Mister Franklin zu kümmern (…)
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… Alte Hexe, dachte Olivia verärgert und schüttelte den Kopf. Eine lange Dunkelheit hatte sie ihr prophezeit. Alles Hokuspokus, dummes Geschwätz. Sie betrachtete die Linien ihrer Hand. Niemand wartete auf sie. Im Gegenteil. Und sie lief nicht hin, sondern weg. Immer noch (…)
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… Die Gegend, die sie durchfuhren, erschien ihr so farblos und trist wie ihre Gedanken. Himmel und Wasser waren sich wohl heute Morgen bei der Farbauswahl einig gewesen: Sie trugen Grau (…)
Christa Lieb ©
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