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Christa Lieb – Autorin

»Ja, aber …« Oder »Wie setze ich Prioritäten?«

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»Ja, aber …« Oder »Wie setze ich Prioritäten?«

Heute bin ich mal wieder auf Konfrontationskurs. Gefallen muss mir das nicht; stelle ich doch so ziemlich alles infrage, was mich in den letzten Tagen intensiv beschäftigt hat.

Ein Buch ist fertig, ich bin stolz darauf, es geschafft zu haben und nun Coversoll es an die Leser gebracht werden. Denkt und sagt sich einfach, ist es aber nicht. Denn jetzt beginnt die große Stunde der »Zeitfresser«, auch bekannt als »Social Media«. Ich poste, twittere, hänge die Nachricht an die große Glocke … Eine nicht ganz ungefährliche Gratwanderung. Wann ist es zu viel mit den Hinweisen, der Eigenwerbung? Wann beginnen die User damit, diese Posts augenrollend weg zu klicken? Meine Erfahrung sagt mir: Sehr schnell. Fakt ist aber: Ohne Werbung geht gar nichts. Also überlege ich mir, was ich noch tun könnte, um Aufmerksamkeit zu gewinnen. Und da wächst in meinen Gedanken eine neue Idee. Zuerst versuche ich, sie zu ignorieren. Vergebens. Wenig später hat sie mich am Haken. Trailer auf deiner Website und auf YouTube. Das machen alle. Wirklich alle? Na ja, probieren kann man’s ja mal, denke ich, schalte mein Hightech-Gerät ein und lande unweigerlich bei iMovie. Toll, denke ich. Die Möglichkeiten werden dir auf dem silbernen High-Tablet serviert, also nutze sie!

Die ersten Versuche scheitern jämmerlich und meine anfängliche Euphorie schrumpft von Versuch zu Versuch auf ein kümmerliches Nichts. Aber ich kenne da ja diesen großen, weisen IT-Jedi mit den magischen Fingern, der mir schon so manche Erleuchtung gebracht hat. Und genau so ist es gekommen. Klick und Klick, und … oh Wunder … das erste Filmchen flimmert über den Monitor. Nicht perfekt, aber weit mehr, als ich mir in der kurzen Zeit erhofft hatte.

Jetzt gibt es kein Halten mehr. Anstatt mit meinem neuen Manuskript voran zu kommen, verbringe ich ab diesem Moment jede freie Minute mit iMovie. Ich kann nicht mehr damit aufhören, ständig neue Trailer zu produzieren. Und es klappt immer besser. Ich unterlege sie mit meiner Lieblingsmusik und berausche mich an den erzeugten Emotionen. Bis das laute HALT kommt. »Du kannst auf keinen Fall einfach irgendwelche Musiktitel verwenden« sagen mein großer, weiser IT-Jedi und mein gesunder Menschenverstand unisono. »Ich wollte doch nur mal sehen, wie …« beruhige ich die Gemüter und mache mich auf die Suche nach lizenzfreien Musiktiteln. Der Weg DSCI0032führt über riesige Berge unüberschaubaren Gerölls; bestehend aus mehr oder weniger genussvollen Tönen. Allein die vielfachen Verwendungsvorschriften sind gefährlicher als jede Gletscherspalte. Und wer will da schon hineinfallen? Um auf der sicheren Seite zu sein, verkaufe ich (mal wieder) ein Stück meiner Seele, eröffne einen Google-Account, mit all seinen Fallstricken, bekomme so Zugang zum »absolut sicheren« YouTube-Musikarchiv und werde endlich fündig. Will heißen, ich wähle die kleinsten Übel.

Jetzt bin ich ziemlich erschöpft und komme zu dem Fazit: 1:25 Minuten können besoffen machen, aber der Kater danach ist garantiert …

Christa Lieb ©

 

 

 

 

Autor: Christa Lieb

 

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