Eine geschenkte Stunde. Kann ich sie nutzen?
Ich bin immer wieder erstaunt darüber, wie sehr persönliche Befindlichkeiten meinen Schreibprozess beeinflussen. Leider meist im negativen Sinn. Treten atmosphärische Störungen auf, braust ein Gefühlsorkan durch meine Gedanken. Dann geht nichts mehr. Das ist lästig und dilettantisch. In solchen Momenten frage ich mich, ob die Vielschreiber/innen, die jedes Jahr mindestens ein neues Buch auf den Markt werfen, irgendwo einen Schalter haben, mit dem sie all diese Störfaktoren einfach ausknipsen können? Wenn ja, dann will ich wissen, wo sich dieser Schalter befindet.
Gerade jetzt sollte mir z. B. einfallen, wie meine Protagonistin den Tag in ihrem Strandhaus am Pazifik verbringt. Stattdessen suche ich nach Antworten ganz anderer Art. Wie schon gesagt: lästig und dilettantisch. Vielleicht sollte ich aber auch ganz einfach nachsichtiger mit mir sein. Mein Kopf ist schließlich auf typisch November programmiert: Nebel, Regen, Kälte, Tristesse. Was kann er schon dafür, wenn es stattdessen nahezu frühlingshaft zugeht, das Thermometer 19 ° anzeigt und die Rosen blühen? Endlich. Da sind die positiven Funken! Wie wunderschön es da draußen ist. Ich sollte dieses außergewöhnliche Geschenk der Natur genießen, etwas Sinnvolles, Befriedigendes, Wohlbefinden erzeugendes tun: Schreiben … und zwar an meinem Manuskript.
Gute Vorsätze. Der Wille ist (auch) da. Es kann also losgehen. Dann geh ich jetzt mal meine Muse wecken. Mister Zweifel reibt sich schon genüsslich die Hände …