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Christa Lieb – Autorin

»Lesefrüchtchen«

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»Winkelzüge« – Teil 3
Teile 1 + 2 siehe »Lesefrüchtchen« Aug./Sept.

img_HimmelsspurenAls Rita Ziegler den Scheck über die gewaltige Summe von fünf Millionen Euro in ihren Händen hielt, konnte sie ihr Glück kaum fassen. Endlich schienen ihre Sorgen und Ängste der Vergangenheit anzugehören. Sie zwang sich zu Ruhe und Gelassenheit.

Am Ende der Woche verließ sie mit kleinem Handgepäck ihre Wohnung und machte sich per Bus auf den Weg zum Hauptbahnhof. Dort ging sie zu einer Telefonzelle und führte ein kurzes Gespräch, ehe sie am Schalter eine Fahrkarte nach Bregenz kaufte.

Fährt sie etwa zurück an den Bodensee, weil es neue Spuren von ihrem Mann gibt?, überlegte Walter Hornung. War ihm etwa etwas Entscheidendes entgangen? Schnell löste er ebenfalls eine Fahrkarte, folgte ihr in sicherem Abstand und bestieg kurz nach ihr den Waggon. Von seinem Platz aus beobachtete er sie unauffällig. Obwohl sie gelassen wirkte, sah er mit geschultem Blick ihre flattrigen Hände und die ängstlichen Blicke, mit denen sie sich immer wieder umschaute.

Am frühen Nachmittag erreichten sie Bregenz. Rita Ziegler verließ den Bahnhof und steuerte einen Autoverleih an. Hornung winkte nach einem Taxi und bat den Fahrer auf sein Zeichen zu warten. Wenig später brauste Rita Ziegler in einem feuerroten BMW Z 4 an ihm vorbei.

Die Fahrt ging ins nahe Liechtenstein. Rita Ziegler war guter Dinge. Come away with me …, trällerte sie gemeinsam mit Nora Jones. In Vaduz betrat sie eine Bank im Zentrum, ließ sich zum Filialleiter bringen und legte ihm den Scheck auf den Tisch. Sie wurden sich schnell einig. Rita Ziegler eröffnete ein Konto, zahlte 4,5 Millionen Euro ein und ließ sich die restliche Summe bar auszahlen. Zufrieden verließ sie das Gebäude wieder, setzte sich in ihren roten Flitzer und fuhr dem verdutzten Hornung Richtung Schweiz davon.

Auf halber Strecke holte er sie endlich ein. Es hatte einige Überredungskünste und Euroscheine gebraucht, ehe der Taxifahrer bereit war, sich auf den Weg zu machen. Als Hornung kapierte, dass sie den Flughafen Zürich-Kloten ansteuerte, wusste er, die Reise war noch nicht zu Ende. Er tastete nach seinem Reisepass in der Jackentasche und nickte zufrieden. Dann griff er nach seinem Handy und informierte Karl-Heinz Pfeiffer darüber, dass die Dienstreise allem Anschein nach nach Übersee ging.

»Dran bleiben«, war dessen knapper Kommentar.

Fortsetzung folgt …

Christa Lieb ©

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Autor: Christa Lieb

 

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