Ein anderes Leben – Teil 2 (Fortsetzung »Lesefrüchtchen« Mai)
(…)
Auf dem Nachhauseweg wälzt er die gehörten Worte immer wieder in seinem Kopf. Und als er den Schlüssel ins Schloss steckt, die Haustür öffnet und seiner Mutter in ihrem verschlissenen Morgenmantel gegenübersteht, kommt ihm zum ersten Mal der Gedanke, dass er wohl etwas ändern muss an seinem Leben.
In der Nacht findet er keine Ruhe. Wirre, aber aufregende Träume suchen ihn heim: Er sitzt mit seiner Posaune und ihm unbekannten Männern auf der Bühne eines Nachtclubs und entlockt ihr ungewohnte Töne. Eine Menschentraube steht dicht gedrängt am Bühnenrand und klatscht frenetisch Beifall; verlangt stürmisch nach Zugaben. Jazz! Er spielte Jazz. Seine Füße wippen aufgeregt im Takt und seine kupferroten Haare kleben an der schweißnassen Stirn. Sein Herz klopft laut und schnell, galoppiert dem Rhythmus hinterher. Mit seinen Augen sucht er im Halbdunkel immer wieder nach der Frau mit der Schwindel erregenden Figur. Haiko kann nicht begreifen, wie ihm geschieht. Er steht im Rampenlicht und sie lächelt ihm zu.
Als der Wecker ihn aus seinem Traum reißt, öffnet er nur zögernd und voller Bedauern die Augen. Noch immer ist er gefangen in dem unglaublichen Gefühl der Leichtigkeit und ungestümen Freude, die er verspürt hat. Kupferrote Haare. Doch als er in den Spiegel blickt, sieht er aus, wie immer. Die braunen Haare stehen wirr ab und Bartstoppeln zieren sein blasses Gesicht. Selbst der kleine Pickel an der Nase ist noch da. Zum ersten Mal findet er seinen Anblick langweilig. So würde ihn die propere Frau aus dem Traum bestimmt nicht beachten.
Kurze Zeit später stürmt er aus dem Haus und eilt mit weit ausholenden Schritten die Straße entlang. (…)
Fortsetzung folgt
Christa Lieb ©
15. Juni 2017 um 21:30
Wo geht er hin? Friseur hat Haare färben, …..Pickel entfernen lassen……. Posaune suchen…..propere Frau suchen….Rasieren…
Mach es nicht so spannend!
3. Juli 2017 um 13:47
😊 Deine Tipps sind nicht schlecht … Werde dich in Zukunft als Ideengeber einplanen …