Eine wohlwollende Frage meines Mannes hat mich vor einigen Tagen derart getriggert, dass ich kurz nach Mitternacht meinen Laptop nahm, einschaltete, mich einloggte und – ohne groß nachzudenken – los tippte.
Das Ergebnis dieses Mitternachtsfunkens war ein neuer Plot – der dritte oder vierte bei diesem verflixten Projekt (habe aufgehört zu zählen). Jetzt beschleicht mich zum ersten Mal das Gefühl, dass es passen könnte. Die Protagonisten verhalten sich nachvollziehbar, es gibt Spannungsbögen, die eine oder andere überraschende Wendung. Ich bin nun vorsichtig optimistisch, dass es sich irgendwann zu einem Roman mausert.
Es gibt sie also noch, die fiebrigen Schreibmomente, in denen aus einem Gedankensalat brauchbare Sätze werden. Und so schreibe ich – nach alter Manier – hin und wieder der Reihe nach oder (überwiegend) kreuz und quer.
Fakt ist aber auch, dass die Zeiten, in denen ich stundenlang am Schreibtisch saß und alles um mich herum vergessen habe, wohl passé sind. Sei‘s drum. Das Leben hat noch viele andere Dinge zu bieten.
Dass dieser Flow nicht ganz reibungslos verlief will ich nicht verschweigen:
- Getriggert los tippen
- Eine sehr gelungene Szene schreiben
- Eine verflixt falsche Tastenkombination benutzen
- Alles futsch, verschwunden, unwiederbringlich
Da konnte auch mein persönlicher IT-Fachmann nichts mehr tun. Nein, ich bin nicht ausgeflippt, sondern habe Contenance bewahrt, mich hingesetzt und versucht, die Szene zu rekonstruieren. Ist mir halbwegs gelungen, aber ich gebe zu, das Original war besser.
Zumindest war mir das Missgeschick (mal wieder) eine heilsame Lehre und hat mir die Erkenntnis gebracht, dass Schreiben weit nach Mitternacht besondere Aufmerksamkeit erfordert.
Christa Lieb ©